Rostock (ots) – Über 70 Großpuppen haben sich an der Spitze der Großdemonstration gegen den G8-Gipfel am Hauptbahnhof von Rostock versammelt. Ab 13 Uhr setzen sie sich in Bewegung — hinter dem Fronttransparent mit der Botschaft „Eine andere Welt ist möglich!“. Noch nie haben in Europa so viele Großfiguren auf einmal an einer Demonstration teilgenommen. Die Puppen gehören zu Gerechtigkeit Jetzt! – dem Bündnis aus 41 kirchlichen Hilfswerken, NGOs und Gewerkschaften für einen gerechten Welthandel. Sie demonstrieren für eine Welthandelspolitik, die sich an sozialen Rechten, Demokratie und Umweltschutz orientiert, und nicht wie die Welthandelsorganisation (WTO) und G8 an den Interessen
transnationaler Unternehmen.
Die Großpuppen wurden während des ganzen letzten Jahres bundesweit von kirchlichen Gruppen, jungen Gewerkschafterinnen und Umweltschützern zu Hause gebaut und treffen das erste Mal alle in Rostock zusammen. Acht von ihnen stellen jeweils eine der G8-Regierungen dar.
Gleichzeitig läuft ein Eisbär mit, der um seinen Eisberg fürchtet, eine wegen des Treibhauseffekts schwitzende Weltkugel, Landlose aus Lateinamerika und ein Huhn aus Kamerun – alle Opfer der deutschen und europäischen Freihandelspolitik. ( Fotos )
Tandiwe Gross aus St. Augustin hat mit ihrer Gruppe eine Puppe gebaut, die eine chinesische Textilarbeiterin darstellt. >7-Tage-Woche, keine Pausen, keine Rechte< ist auf dem Waschzettel zu lesen, den sie auf der Brust trägt. „Unsere T-Shirts sind so billig, weil weltweit Frauen in Freihandelszonen ausgebeutet werden. Das finde ich ungerecht und darum bin ich nach Rostock gekommen“, so die Aktivistin. „Ich will wachrütteln und auf die ungerechte Welthandelspolitik, die die G8-Staaten betreiben, aufmerksam machen“, so Ulrike Bey aus Essen, die einen Fisch aus dem von EU-Trawlern leer gefischten Meeren vor Afrika trägt. „Ich glaube, dass wir mit den phantasievollen Puppen die Menschen zum Nachdenken bringen können.“
„Hier stehen so viele verschiedene Puppen und jede verkörpert eines der vielen Schicksale und Probleme, die von der Politik der G8-Staaten hervorgerufen werden. Die Puppen sind aber auch Ausdruck der Vielfalt des Protests, der sich gleich durch Rostock in Bewegung setzen wird“ stellt Annett Goldmann aus Leipzig fest. „Ein hunderttausendfacher Protest, damit das G8-WTO-Monster, das ich trage, Demokratie, soziale Rechte und Umweltschutz nicht länger bloß für ein ‚Handelshindernis‘ hält.“