Deutsche wollen Verstaatlichung

Hamburg (ots) – Die Pläne zur Verstaatlichung großer Konzerne von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy, finden in der deutschen Bevölkerung Beifall. Nach einer Umfrage im Auftrag der Hamburger Zeitschrift stern, würde eine große Mehrheit der Bundesbürger die Schlüsselindustrien Deutschlands gerne unter den besonderen Schutz des Staates stellen. Das Ergebnis dürfte vor allem die bürgerlichen Parteien überraschen: Unter den Befürwortern sind auch viele Anhänger von Union und FDP.

Am größten ist die Zustimmung zur Verstaatlichung der Strom- und Gaskonzerne. 77 Prozent der Deutschen wünschen dies. 84 Prozent der Grünen sind dafür und sogar knapp drei Viertel der Unionsanhänger (73 Prozent) sowie 70 Prozent der FDP-Wähler. Aus Sicht der meisten Bürger sollten auch die Finanzindustrie wie Banken und Versicherungen (64 Prozent) und Logistikunternehmen wie Fluglinien, Bahn und Post (60 Prozent) zumindest teilweise staatlich sein.

Erstaunlich viele „Staatsgläubige“ gibt es auch mit Blick auf die Branche Chemie und Pharmazie. Die Mehrheit der Anhänger der Grünen (54 Prozent), der Linkspartei (53 Prozent) und von der SPD (51 Prozent) würden den Industriezweig gern stärker staatlicher Kontrolle unterwerfen.

Datenbasis: 1001 Befragte am 22. und 23. Oktober 2008, statistische Fehlertoleranz +/- 3 Prozentpunkte. Auftraggeber: stern.
Quelle: Forsa-Institut, Berlin

ALG 2-Bezieher sind keine Drückeberger

Erwerbslose ALG 2-Bezieher sind nicht weniger leistungsbereit als andere Arbeitslose. Sie sind aber oft gering qualifiziert und haben deshalb schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Dies sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie des DIW Berlin auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).

Seit den Arbeitsmarktreformen lassen sich die Erwerbslosen in solche aufteilen, die ALG 2 erhalten, und in solche, die Erwerbslosengeld bekommen oder überhaupt keine Unterstützung erhalten. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit im jüngsten Aufschwung fiel bei den arbeitslosen ALG 2-Beziehern schwächer als bei den übrigen Erwerbslosen aus. „Vermutlich liegt es an deren vergleichsweise schlechten Qualifikation“, sagte Karl Brenke, Arbeitsmarktexperte des DIW Berlin.

Aufgrund der gegenläufigen Beschäftigungsentwicklung bei ALG 2-Empfängern und den übrigen Erwerbslosen stellt die Gruppe der Hartz IV-Erwerbslosen inzwischen bundesweit bereits mehr als 70 Prozent aller Erwerbslosen. In den Stadtstaaten liegt dieser Anteil oft noch darüber: „Ein hoher Anteil von Hartz IV-Erwerbslosen scheint ein Phänomen der großen Städte zu sein“, sagte Karl Brenke.

Der Nachteil von Hartz IV-Erwerbslosen im Vergleich mit den übrigen Erwerbslosen zeigt sich bei der schulischen Qualifikation: Jeder Fünfte hat keinen Hauptschulabschluss. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei den Berufsabschlüssen: Jeder Dritte kann keine Berufsausbildung vorweisen. Bei den übrigen Erwerbslosen ist dagegen nur jeder fünfzehnte ohne Schulabschluss und nur jeder sechste ohne Berufsausbildung. In Westdeutschland sind diese Unterschiede besonders auffällig. In Ostdeutschland sind die Erwerbslosen im Schnitt besser qualifiziert.

Zudem zeigt die Studie, dass die Hartz IV-Erwerbslosen im Schnitt nicht weniger leistungsbereit sind als die übrigen Erwerbslosen. Allerdings ist ein Drittel aller Erwerbslosen als „arbeitsmarktfern“ zu bezeichnen, weil sie entweder einen angebotenen Job nicht annehmen würden, oder weil sie sich selbst nicht um eine Stelle bemühen. Ältere Arbeitslose sind zu einem erheblichen Teil nicht mehr bereit, am Arbeitsmarkt teilzunehmen. In Ostdeutschland gibt es nicht wenige Arbeitslose, die sich nicht aktiv um eine Anstellung bemühen. Dort sind angesichts der immer noch hohen Arbeitslosigkeit die Chancen, eine Beschäftigung zu finden, aber auch vergleichsweise stark eingeschränkt.

Quelle: Wochenbericht des DIW Berlin Nr. 43/2008.

Hintergrundinformation SOEP:
Das Sozio-oekonomische Panel (SOEP) ist eine seit 25 Jahren laufende Langzeitbefragung von mehr als 10.000 deutschen Haushalten. Das am DIW Berlin angesiedelte SOEP gibt Auskunft über Faktoren wie Einkommen, Erwerbstätigkeit, Bildung oder Gesundheit. Weil jedes Jahr die gleichen Personen befragt werden, können langfristige soziale und gesellschaftliche Trends besonders gut verfolgt werden. Die Daten werden von TNS Infratest Sozialforschung erhoben.

Weltweite Massenproteste gegen Armut

Über 116 Millionen Menschen fordern Regierungen zur Umsetzung der Millenniumsziele auf / Auch in Deutschland große Beteiligung am Aktionstag der Vereinten Nationen

Bonn/New York (ots) – Mehr als 116 Millionen Menschen in über 110 Ländern und damit fast 2% der Weltbevölkerung erbrachten einen Guinness-Weltrekord:
Gemeinsam standen sie letztes Wochenende für eine Welt ohne Armut auf. Sie forderten von den Regierenden die Umsetzung der UN-Millenniumsziele und wirksame Maßnahmen zur Armutsbekämpfung.
Alleine in Deutschland beteiligten sich über 127.000 Menschen am Weltweiten Aktionstag „Stand Up“. Diese Zahlen gaben heute die Organisatoren der Aktion, die UN-Millenniumkampagne und der Global
Call to Action against Poverty (in Deutschland: Deine Stimme gegen Armut), bekannt.

  „Die Geschichte hat gezeigt, dass Massenproteste die Kraft haben, auch große Missstände zu beenden,“ erklärt Eveline Herfkens, Gründerin der UN-Millenniumkampagne. „Dieses Wochenende sind die Stimmen gegen Armut so laut geworden, dass die Regierenden darauf reagieren müssen„. Im Vergleich zum Vorjahr hätten sich die Teilnehmerzahlen annähernd verdreifacht, was den zunehmenden Rückhalt und den Unmut in der Bevölkerung verdeutliche. „Die Finanzkrise ist keine Entschuldigung, die Armutsbekämpfung auf der politischen Agenda nach unten zu schieben„, ergänzt Dr. Renée Ernst, Beauftragte der UN-Kampagne in Deutschland. „Im Gegenteil, gerade jetzt gilt es zu verhindern, dass die Ärmsten der Armen auch noch die Zeche für das Missmanagement der Banken zahlen müssen.  Bundesweit beteiligten sich über 127.000 Menschen an mehr als 175 Stand Ups. Darunter Aktionen in Schulen, an Universitäten, Theatern, Sportvereinen und auf Marktplätzen. Zur Hauptveranstaltung in Berlin war auch Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul erschienen. Sie rief dazu auf, den Politikern Rückenwind für Maßnahmen der Armutsbekämpfung zu geben und betonte, dass anbetracht der für das Banken-Rettungspaket verabschiedeten Mittel es auch möglich sein müsse, genügend Mittel zur Beendigung von Hunger und Armut aufzubringen.

Wenn harte Arbeit arm macht! – TV-Tipp

Ungerechtes Deutschland –
Wenn harte Arbeit arm macht!

Die Kluft zwischen reich und arm wächst dramatisch, sagt die OECD. Immer mehr Menschen sinken ab in Leiharbeit und Minijobs, oft zu Dumpinglöhnen. Im Abschwung werden sie jetzt als erste gefeuert. Wem droht der Abstieg zum Billigjobber und wie hoch ist eigentlich ein gerechter Lohn?

Zu Gast bei „Hart aber fair“ sind:

Markus Breitscheidel
arbeitete ein Jahr „undercover“ als Leiharbeiter; Buchautor „Arm durch Arbeit“ (siehe auch Leiharbeit undercover – TV-Tipp)

Laurenz Meyer
Wirtschaftspolitischer Sprecher der Unionsfraktion

Jana Kemper
ausgebildete Arzthelferin; arbeitete im Niedriglohnbereich und ist jetzt ALG 2-Empfängerin; allein erziehende Mutter von zwei Kindern

Prof. Karl Lauterbach
so genannter SPD-Sozialexperte, Buchautor „Der Zweiklassenstaat“

Florian Gerster
Präsident des Arbeitgeberverbandes „Neue Brief- und Zustelldienste“;
Ehem. Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit (2002 – 2004); (musste gehen siehe Linke) 
ehem. SPD-Arbeitsminister in Rheinland-Pfalz

Das ERSTE
Mittwoch 22.10.2008
21:45 bis 23:00 Uhr
Wiederholungen

Leiharbeit undercover – TV-Tipp

Köln (ots) –  Seine gelbe Weste leuchtet schon von Weitem. Sie markiert ihn, zeigt, dass er anders ist als die anderen Arbeiter in der Werkshalle. Matthias P. ist Leiharbeiter. Er arbeitet Schulter an Schulter mit den Facharbeitern des Unternehmens. Matthias P. bekommt sechs Euro brutto pro Stunde, weniger als die Hälfte des Lohns, den sein Nebenmann erhält, ein Festangestellter mit Tarifvertrag. Noch am
Morgen saß Matthias P. in seiner Wohnung. In Hose und Leuchtweste hockte er neben dem Telefon. Er ist verpflichtet, bis eine Stunde vor Schichtbeginn zu warten, auf einen Anruf der Firma, die ihn verleiht.

Matthias P. gibt es erst seit einem Jahr. Der Name ist ein Pseudonym, hinter ihm verbirgt sich Markus Breitscheidel. Der Undercover-Rechercheur und Autor arbeitete für diesen Film über ein Jahr lang mit falscher Identität in der Leiharbeitsbranche, im Niedriglohnsektor.

Die Reportage begleitet Matthias P. bis zum Werkstor, seine Arbeitstage filmt er verdeckt. Nur so ließ sich dokumentieren, wie das Leben eines Leiharbeiters tatsächlich ist. „Viele aus der Stammbelegschaft behandeln mich, als hätte ich eine ansteckende Krankheit„, sagt Matthias P. die story dokumentiert die Erlebnisse von Matthias P. und spricht mit seinen Kollegen, den festen und den ausgeliehenen. die story geht aber auch in die Betriebe und konfrontiert die Verantwortlichen.

Redaktion: Mathias Werth

Das Erste,
Montag, 27.10.2008,
21.00 – 21.45 Uhr

Nicht unfallversichert bei der Probearbeit

 Hamburg (ots) – Die Probezeit zu Beginn einer neuen Anstellung ist in Deutschland in fast allen Berufen Standard. Doch gerade, wenn man neu im Betrieb ist, kann es zu einem Arbeitsunfall kommen. Die gesetzliche Unfallversicherung VBG mit Hauptsitz in Hamburg weist darauf hin, dass in der Probezeit Schutz durch die jeweilige Berufsgenossenschaft des Arbeitgebers im Falle eines Arbeits- oder Wegeunfalls besteht. Dabei ist es unwichtig, ob ein befristetes Probearbeitsverhältnis oder ein unbefristetes Arbeitsverhältnis vorliegt.

  Anders ist es im Fall von Probearbeit, die vor Abschluss eines Arbeitsvertrages ausgeführt wird. Wer z.B. im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens einen Tag lang in einem Betrieb arbeitet, um sich als geeigneter Bewerber zu präsentieren, gilt nicht als Arbeitnehmer, sondern weiterhin als Arbeitsuchender.
Unfallversicherungsschutz ist hier nur dann gegeben, wenn der Bewerber von der Agentur für Arbeit konkret aufgefordert wurde, diese Arbeitsstelle aufzusuchen.

Nicht mehr Kindergeld bei Hartz IV

Berlin: (hib/CHE) Die Erhöhung des Kindergeldes zum 1. Januar 2009 soll zur gleichen Zeit auch für Hartz-IV-Empfänger wirksam werden. Das fordert die Linksfraktion in einem Antrag (16/10616). Nach der bisher geltenden Regelung würde die geplante Anhebung um 10 Euro für das erste und zweite beziehungsweise um 16 Euro für jedes weitere Kind an all denen vorbeigehen, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II und SGB XII erhalten, so die Begründung. Damit würden ausgerechnet die Ärmsten der Armen und deren Kinder nicht von den Leistungen profitieren, heißt es weiter. Um die Kindergelderhörung kurzfristig auch ihnen zugute- kommen zu lassen, müsse der Betrag der Kindergelderhöhung von der Einkommensanrechnung nach dem Sozialgesetzbuch (SGB) II und SGB XII ausgenommen werden. Dies solle solange gelten bis der Regelsatz für Kinder dem existenznotwendigen Bedarf von Kindern angepasst werde, verlangt die Linke. Eine Neufestsetzung der Regelsätze für Kinder müsse deshalb „schnellstmöglich“ erfolgen.

Arbeitsmarktforscherin plädiert für Mindestlohn

Frauen sind weit überdurchschnittlich von Niedriglöhnen betroffen. Sie stellten 2006 fast 70 Prozent der Niedriglohnbeschäftigten, fast jede dritte Frau (30,5 Prozent) arbeitet für wenig Geld – 1995 galt das erst für ein Viertel der Frauen. Auch bei vollzeitbeschäftigten Frauen liegt der Niedriglohnanteil mit ca. 22 Prozent etwa doppelt so hoch wie unter vollzeitbeschäftigten Männern, zeigen Berechnungen des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen.

Laut Forschungsdirektorin Dr. Claudia Weinkopf gelang es nur jedem zweiten Mann, innerhalb von fünf Jahren aus einem niedrig bezahlten Job in besser bezahlte Arbeit aufzusteigen, bei den Frauen hatte es nur jede Vierte geschafft.

Die Ausweitung von Zeitarbeit und Minijobs habe die Verbreitung von Niedriglöhnen besonders vorangetrieben, stellt das IAQ fest. Mit fast 92 Prozent im Jahre 2006 arbeitet die große Mehrheit der
MinijobberInnen zu Stundenlöhnen, die unterhalb der Niedriglohnschwelle (9,61 € pro Stunde in Westdeutschland und 6,81 € in Ostdeutschland) liegen. „Bei Minijobs werden offenbar häufig Lohnabschläge vorgenommen und sonstige Rechte wie bezahlter Urlaub und Lohnfortzahlung im Krankheitsfall den Beschäftigten vorenthalten“, so Weinkopf. Frauen seien von Niedriglöhnen auch deshalb deutlich stärker betroffen, weil im Dienstleistungssektor und in Kleinbetrieben, in denen sie häufig arbeiten, diese Jobs besonders verbreitet sind.

Niedrige Stundenlöhne und kurze Arbeitszeiten kommen häufig zusammen. Eine eigenständige Existenzsicherung ist damit nicht möglich. Für fragwürdig hält Weinkopf die Einschätzung, dass Frauen in Niedriglohnjobs ohnehin nur einen „Zuverdienst“ zum Haushaltseinkommen suchten. Im Dezember 2007 waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 52,3 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, die zusätzlich zum Arbeitseinkommen Grundsicherung benötigten, weiblich; bei den geringfügig Beschäftigten 58,2%.

Von der Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns würden Frauen überproportional profitieren. Tarifliche Mindestlöhne über Allgemeinverbindlichkeit und Entsendegesetz sind nach Einschätzung der Arbeitsmarktforscherin keine Alternative, weil sie insbesondere in typischen Frauenbranchen häufig nicht zustande kommen. Unstrittig ist, dass Mindestlöhne alleine nicht automatisch zu einer eigenständigen Existenzsicherung von Frauen führen: Selbst 7,50 oder 8 Euro reichen bei Teilzeit oder im Minijob dafür nicht aus. „Insgesamt müssen die Rahmenbedingungen für Frauenerwerbstätigkeit verbessert werden, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtert, das Steuer- und Sozialversicherungssystem modernisiert und die Anreize zur Aufspaltung von Arbeitsverhältnissen (in Minijobs) verringert werden,“ fordert Weinkopf.

Eintritt frei! – 3. Lange Nacht der Kölner Literatur

Veranstaltungsort: Zentralbibliothek, Lesesaal (EG)
Termin: Freitag, 07.11.2008, 20.00 – ca. 00.30 Uhr

3. Lange Nacht der Kölner Literatur – Stadtgeschichten
Kölner Autorinnen und Autoren lesen.
Eintritt frei!
Wichtiger Hinweis: Keine Kartenreservierung/Anmeldung möglich!

Es lesen:
Jochen Arlt, Bert Brune, Karl C. Fischer, Margit Hähner, Stefan Kuntz, Kai Löffler, Antonio Morten, Teresa Ruiz Rosas, Eva Weissweiler

Der Verband deutscher Schriftsteller hat ca. 160 Mitglieder allein in der Bezirksgruppe Köln, etliche davon mit Migrationshintergrund. Das literarische Schaffen umfasst alles von Lyrik und Prosa über Kinder- und Jugendliteratur bis hin zum Sachbuch. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig zur Planung der Aktivitäten des VS, außerdem finden jedes Jahr zahlreiche Lesungen statt.

Für zusätzliche Unterhaltung sorgt das bekannte Friedrich Kullmann / Marcel Tusch – Duo. Auf dem Programm stehen neben bekannten Blues, Jazz, Bossa Titeln vor allem auch Eigen – Kompositionen der beiden Akteure. Das Duo besteht aus Friedrich Kullmann – Saxophone und Marcel Tusch – Keyboards.

Das Café Haubrich in der Zentralbibliothek ist während der Veranstaltung geöffnet!

In Kooperation mit dem Verband deutscher Schriftsteller (VS) Bezirk Köln.

Veröffentlicht in Köln, kostenlos, Termine. Leave a Comment »

Mehr Ungleichheit trotz Wachstum

Alleinerziehende und Kinder überdurchschnittlich, Rentner dagegen unterdurchschnittlich von relativer Armut betroffen – Arbeitslosigkeit und stärkere Lohnspreizung wichtigste Ursachen für gestiegene relative Armut und Ungleichheit

(Paris/Berlin – 21. Oktober 2008) In Deutschland haben die Einkommensunterschiede und der Anteil der armen Menschen an der Bevölkerung in den vergangen Jahren deutlich schneller zugenommen als in den meisten anderen OECD-Ländern. Der Anteil der Menschen, die in relativer Armut leben – d.h. mit weniger als der Hälfte des Medianeinkommens auskommen müssen – liegt mittlerweile knapp über dem OECD-Schnitt, während die Armutsquote Anfang der 90er Jahre noch rund ein Viertel geringer war als im OECD-Mittel. Dies geht aus der Studie „Mehr Ungleichheit trotz Wachstum?“ hervor, die die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) heute in Paris vorgestellt hat.

Auch die Einkommensunterschiede, die lange Zeit im OECD-Vergleich eher gering waren, haben fast das OECD-Niveau erreicht. Vor allem durch einen überproportionalen Anstieg der höheren Einkommen seit der Jahrtausendwende ist die Einkommensschere auseinandergegangen. Insgesamt haben in Deutschland Ungleichheit und Armut in den Jahren 2000 bis 2005 so schnell zugenommen wie in keinem anderen OECD-Land. Neuere nationale Ergebnisse, die auf derselben Datenquelle beruhen (SOEP), zeigen auf, dass sich der Trend zu einer ungleicheren Einkommensverteilung 2006 fortgesetzt hat.

Abgesehen von Frankreich, Spanien, Irland, Griechenland und der Türkei, hat in allen OECD-Ländern zwischen 1985 und 2005 Einkommensungleichheit zugenommen. Anders als vielfach behauptet ist dies keine Voraussetzung oder auch nur hilfreich für Wachstum. „Eine höhere Einkommensungleichheit behindert die Aufstiegschancen über die Generationen hinweg. Sie macht es für talentierte und hart arbeitende Menschen schwerer, den Lohn zu erhalten, den sie verdienen. Diese mangelnde soziale Mobilität beeinträchtigt die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit insgesamt“, sagte OECD-Generalsekretär Angel Gurría bei der Präsentation der Studie in Paris.

In Deutschland doppelt so viele Menschen in Erwerbslosenhaushalten wie im OECD-Schnitt

Für die Zunahme von Einkommensunterschieden und relativer Armut sind mehrere Faktoren verantwortlich. In Deutschland hat Arbeitslosigkeit mehr als in den meisten anderen OECD-Ländern zur gestiegenen Einkommensungleichheit beigetragen. Allein von 1995 bis 2005 ist der Anteil der Personen in einem Erwerbslosenhaushalt (ohne Erwerbstätige, aber mit einem Haushaltsvorstand im Erwerbsalter) von 15,2 auf 19,4 Prozent gestiegen und damit auf den höchsten Wert innerhalb der OECD. Auch der Zuwachs war abgesehen von Ungarn und der Türkei in keinem anderen Land schneller. „Eine höhere Erwerbsquote führt nicht automatisch zu weniger Armut“, sagte OECD-Experte Michael Förster, einer der Autoren, bei der Präsentation der Studie in Berlin.

Kinder in Deutschland verschärfen Armutsrisiko

In fast allen OECD-Ländern hat sich in den vergangenen zwei Dekaden das Armutsrisiko von den Älteren auf die Jüngeren und vor allem auf Kinder verlagert. In Deutschland war diese Entwicklung besonders ausgeprägt. So blieb die Armutsquote bei Menschen über 65 in der Zeit von 1995 bis 2005 stabil bei rund neun Prozent (OECD-Schnitt 13 Prozent), während sie bei Kindern im gleichen Zeitraum von 11 auf 16 Prozent gestiegen ist – und damit fünf Mal so schnell wie im OECD-Mittel.

Bei Kindern, die nur bei einem Erziehungsberechtigten leben, weist Deutschland nach Japan, Irland, USA, Kanada und Polen die fünfthöchste Armutsquote auf. Nimmt man alle Haushalte mit Kindern, liegt Deutschland dagegen auf Platz neun der 30 OECD Länder. In Haushalten ohne Kinder ist das Armutsrisiko in Deutschland dagegen geringer als im OECD-Schnitt.

Vermögen in Deutschland deutlich ungleicher verteilt als Einkommen

Wie in den meisten anderen OECD-Ländern ist Vermögen wesentlich ungleicher verteilt als Einkommen: so besitzen die obersten zehn Prozent etwa die Hälfte des Gesamtvermögens – die einkommensstärksten zehn Prozent der Bevölkerung erzielen dagegen „nur“ etwas mehr als ein Viertel des Gesamteinkommens in Deutschland.

Öffentliche Dienste in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Wohnen verringern Ungleichheit, allerdings in etwas geringerem Maße als in den meisten anderen OECD-Ländern, etwa um ein Viertel. Dabei spielen Gesundheitsdienste eine größere Rolle als andere soziale Sachleistungen, inklusive Bildung.

In punkto sozialer Mobilität zwischen Generationen rangiert Deutschland im Mittelfeld von ausgewählten OECD-Ländern. So hat das Einkommensniveau der Eltern während der Kindheit in Deutschland einen geringeren Einfluss auf das eigene spätere Einkommen als in Ländern wie Italien, Großbritannien oder den Vereinigten Staaten, aber einen größeren Einfluss als in Australien oder Dänemark. Auch ist der berufliche Status der Eltern für den Bildungserfolg der Kinder ein überdurchschnittlich bedeutender Faktor.

Inhalt

  • ausführliches Inhaltsverzeichnis (pdf, 118kB, engl.)
  • Einleitung (pdf, 83kB, engl.)
  • Präsentation (pdf, 510kB)
  • Zusammenfassung (pdf, 229kB)
  • Chapter 1 – The Distribution of Household Income in OECD Countries: What Are its Main Features? 
  • Chapter 2 – Changes in Demography and Living Arrangements: Are they Widening the Distribution of Household Income?
  • Chapter 3 – Earnings and Income Inequality: Understanding the Links
  • Chapter 4 – How Much Redistribution Do Governments Achieve? The Role of Cash Transfers and Household Taxes
  • Chapter 5 – Poverty in OECD Countries: An Assessment Based on Static Income
  • Chapter 6 – Does Income Poverty Last Over Time? Evidence from Longitudinal Data
  • Chapter 7 – Non-income Poverty: What Can we Learn from Indicators of Material Deprivation?
  • Chapter 8 – Intergenerational Mobility: Does it Offset or Reinforce Income Inequality?
  • Chapter 9 – Publicly-provided Services: How Do they Change the Distribution of Households’ Economic Resources?
  • Chapter 10 – How is Household Wealth Distributed? Evidence from the Luxembourg Wealth Study
  • Chapter 11 – Inequality in the Distribution of Economic Resources: How it has Changed and what Governments Can Do about it

Rebellionspotenzial

Soziologen warnen vor «Rebellionspotenzial»

berichtet die netzeitung am 08. Okt um 14:03 Uhr.

Finanzkrise, verlorenes Vertrauen in die Politik, Ungewissheit in Job und Partnerschaft: Das Leben wird immer komplizierter. Soziologen befürchten unkontrollierbare Reaktionen auf die unsicheren Zeiten.

Die Verunsicherung auch in der deutschen Gesellschaft wächst. Mit schwerwiegenden Folgen, wie Sozialwissenschaftler meinen. Sie diagnostizieren ein wachsendes «Rebellionspotenzial».   

heißt es dort weiter.

So sei etwa eine Erosion des Vertrauens in Politik und Wirtschaft zu beobachten, eine Entwicklung, die erhebliche politische Risiken in sich berge, erläuterte der Soziologe Stephan Lessenich von der Universität Jena. «Die Wahl in Bayern hat den Vertrauensverlust der etablierten Volksparteien erst wieder deutlich vor Augen geführt.» Einen fundamentalen Wandel in der Politik sieht gar der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Hans-Georg Soeffner, gekommen. «Die reine Dominanz des Ökonomischen über das Politische ist ganz offenkundig gebrochen

Vollständiger Artikel

Sie werden weitermachen

WAZ: Die Finanzkrise und ihre Folgen – Sie werden weitermachen – Leitartikel von Lutz Heuken 07.10.2008 | 19:44 Uhr

Essen (ots) – In diesen Wochen schaut die Welt in den Abgrund. Wie sich die Finanzkrise weiter auswirken wird – kein Mensch kann es seriös voraussagen. Werden weltweit Millionen Sparer kalt enteignet? Kommt es gar zu einer schweren Wirtschaftskrise wie 1929, zu einer Krise, die ganze Volkswirtschaften zerstört, die weltweit Existenzen vernichtet und politische Umstürze auslöst? Wer das für ein Horrorszenario hält, der lese in den Geschichtsbüchern nach. In Deutschland ist der Aufstieg der Nazis ganz eng mit der Weltwirtschaftskrise von ’29 verbunden.Internationale

Dabei ist die aktuelle Krise wahrlich nicht vom Himmel gefallen. Finanzexperten haben schon seit Jahren davor gewarnt – wie sie zu Anfang dieses Jahrhunderts vor dem Platzen der Aktien-Blase gewarnt hatten. Doch diese Fachleute – es waren leider zu wenige – wurden nie gehört. Nicht damals und nicht vor dieser Krise. Stattdessen hörte man lieber auf die Finanzhaie in aller Welt und ihre willigen Helfer; sie priesen die grenzenlose Freiheit der Märkte; sie verteufelten alles Staatliche; sie verspotteten die Mahner als Kleingeister und brandmarkten die Kritiker als Sozialisten; sie schafften es, selbst ihre Gier als menschliche Tugend zu verkaufen; sie predigten Neoliberalismus als Religion und geißelten jeden Widerspruch als Ketzerei. Ja, sie fühlten sich als die neuen Herren der Welt; und führten sich auch so auf.

Und viel zu viele sind diesen neuen Herren gefolgt. An den Börsen und in den Konzernen, wo Milliarden gescheffelt wurden. In der Politik, wo man angesichts dieser Milliarden von Leistung sprach, die sich endlich wieder lohne. An den Hochschulen, wo bis heute das menschenverachtende System des Turbo-Kapitalismus gelehrt wird als sei es ein Naturgesetz. Und – ja auch – in Teilen der Medien, wo das Credo der Mächtigen teils kritiklos nachgebetet wurde.

Und nun? Ist wohl Einsicht eingekehrt?

Zu wünschen wäre: dass die Verantwortlichen, die die Welt gerade an den Abgrund geführt haben, hart zur Rechenschaft gezogen werden; dass sie wie andere Verbrecher vor ein internationales Tribunal gestellt werden; dass endlich auch für die Finanzmärkte feste Regeln gelten; dass die Milliardenströme auf der Welt demokratisch kontrolliert werden.

Zu erwarten ist: dass sich die Verantwortlichen nur kurz wegducken und schnell wieder Oberwasser gewinnen; dass sie ihre neoliberale Irrlehre weiter predigen; dass sie schon bald die nächste weltweite Krise vorbereiten; dass niemand sie hindern wird.

deutliche Erhöhung bei Hartz IV gefordert

Berlin (ots) – Als Bestätigung seiner Forderung nach einer deutlichen Erhöhung der Hartz IV-Leistungen bewertet der Paritätische Wohlfahrtsverband die gestern bekannt gewordene Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Gleichzeitig distanziert sich der Verband von Äußerungen des Deutschen Vereins, wonach die Hartz IV-Sätze für eine gesunde Ernährung ausreichend seien.

  Nach Auffassung des Paritätischen seien die Regelsätze bei Hartz IV schnellstmöglich von derzeit 351 auf 440 Euro zu erhöhen, um wenigstens auf bescheidenem Niveau vor Armut zu schützen. Die Studie des IAB belege einmal mehr auf erschütternde Weise, dass Beziehern von ALG II eine Teilhabe an Gesellschaft und Kultur verwehrt sei.

Der Verband fordert die Bundesregierung zum sofortigen Handeln auf.
Ein Sozialstaat, der es schon als armutspolitischen Erfolg wertet, wenn er seine Bürgerinnen und Bürger nicht verhungern lässt, hat seinen Namen nicht verdient„, so Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen. Eine seriöse und ernst gemeinte Armutspolitik müsse dagegen mehrdimensional angelegt sein und auf mehr als das nackte Überleben zielen.

  „Wer Einkommensarmut wirksam und nachhaltig bekämpfen will, muss auch ein Mindestmaß an sozialer und kultureller Teilhabe, echte Bildungschancen und damit echte Zukunftsperspektiven ermöglichen„, fordert Schneider. Insbesondere die bestehenden Regelsätze für Kinder und Jugendliche seien in keiner Weise bedarfsgerecht und reichten noch nicht einmal für die ausgewogene Ernährung eines Schulkindes, wie der Verband in einer eigenen Expertise nachweist. Damit distanziert sich der Paritätische von gegenteiligen Äußerungen des Deutschen Vereins vom Wochenende, der eine gesunde Ernährung durch die geltenden Regelsätze ausreichend gewährleistet sieht.